Google würde grün wählen. Und Du?
von dermusikpartisane
Bevor der Musikpartisane in den Ragemodus schaltet, möchte er dieses kleine Fundstück teilen, das ihm neulich beim Abnetzen ins Auge stach:
„Any significant impairment of our intellectual property rights could harm our business and our ability to compete. Also, protecting our intellectual property rights is costly and time consuming. Any increase in the unauthorized use of our intellectual property could make it more expensive to do business and harm our operating results.“
Für alle ohne Immatrikulationshintergrund: eine Einschränkung der Urheberrechte schadet dem Geschäftsmodell, Take-Down-Notices sind kostspielig und zeitaufwendig und unautorisierte Nutzung von geistigem Eigentum schlägt sich in schlechten Jahreszahlen nieder. Und das alles, ohne auch nur einmal das böse P-Wort in den Mund zu nehmen. Welcher Vollstrahler von Künstler oder Verwerter hat das in die Welt gesetzt? You won’t fucking belive it: Google!
Google wäre ein Nichts, wenn es kein Patent auf dem PageRank-Algorithmus ihrer Suchmaschine besitzen würde. Geistiges Eigentum spielt eine zentrale Rolle in Googles Geschäftsmodell, wie der Form 10-K Jahresbericht an die amerikanische Aufsichtsbehörde für den Wertpapierhandel bestätigt. Für deren Verteidigung wird auch gerne mal schmutzig gespielt, wenn es dem eigenen Geschäft nützt. So schickt Google gegen Apples Push-Email-Feature der deutschen iCloud ein Bogus-Patent ins Rennen. Gerne werden auch mal deutsche Richter als Gutachter bezahlt (350€ die Stunde), die an einem Gericht arbeiten, an dem häufig Google betreffende Patentklagen verhandelt werden. Überhaupt darf man nun das von Google erworbene Motorola mit gutem Recht Patent-Troll nennen. Und mit einem anderen notorischen Patent-Troll, Soverain Software, teilt sich Google die Anwaltskanzlei Quinn Emanuel, welche für die Suchgiganten die erste Wahl in Patentstreitigkeiten ist.
Das ist das Back-End von Googles Maschinenpark: knallharte Durchsetzung des eigenen geistigen Eigentums, scheiß auf die Eltern bei den Urheberrechten von Künstlern (nur mal so grob: Google Books, YouTube, Google-Profite durch Werbung auf Piraterieseiten). Am Front-End spielt Google hingegen die Komödie der Offenheit, Transparenz und Netzneutralität. Das funktioniert auch deshalb so gut, weil Google in den Staaten eine innige Forever-Together-Beziehung mit einem Haufen NGOs, Netzaktivisten und Non-Profit-Unternehmen pflegt, die sich mit dem Graswurzelmäntelchen der Bürgerrechte kleiden und die Peer-to-Peer-Sharing-Open-Source-Romantik eines freien Internets jenseits von Kommerz und gierigen Mediengiganten teilen. Nur mal so als Beispiel:
- Electronic Frontier Foundation: die 1990 von John Perry Barlow („I come from Cyberspace, the new home of Mind“) gegründete NGO für den Schutz informationeller Grundrechte erhielt 2011 von Google 1 Millionen Dollar, andere Quellen sprechen von fast 200000 Dollar in der Zeit davor. Florian Müller bemerkt, dass die EFF sich in Verbraucherfragen gerne einmal gegen Google stellt, geht es aber um Google vs. andere Unternehmen, schlägt sich die NGO auf die Seite von Google oder verbleibt in vielsagendem Schweigen.
- Wikimedia Foundation: Die Organisation hinter Wikipedia erhielt 2 Millionen Dollar von Google und 500000 Dollar von der Brin-Wojciki Foundation. Googles Suchalgorithmus begünstigt Wikipedia und verhindert einen fairen Wettbewerb mit anderen Online-Enzyklopädien. Bei Wikipedias Teilnahme am „Internet Blackout“ 2012 wurde die Plattform für politische Anliegen instrumentalisiert, was deutlich dem eigenen Anspruch auf Neutralität widersprach.
- Creative Commons: Googles feuchter Traum ginge in Erfüllung, wenn alle Inhalte im Netz mit Creative-Commons-Lizenzen versehen wären, denn dann ließen sich Inhalte viel leichter in Werbedollars ummünzen und Google müsste sich nicht mehr mit zickigen Urhebern von Büchern oder Musik herumschlagen. 2008 bekam Creative Commons von Google einen Scheck über 1,5 Millionen Dollar. Im gleichen Jahr spendeten Sergey Brin und seine Frau 500000 Dollar an Creative Commons. Sergey Brins Schwiegermutter Esther Wojcicki hat den Vize-Vorsitz des Aufsichtsrats von Creative Commons inne.
- Mozilla Foundation: Die Entwickler des freien Webbrowser Firefox erhalten fast ihr ganzes Budget von Google, momentan 300 Million Dollar jährlich, im Gegenzug bekommt Google die Pole-Position als Default Search Engine. Die Mozilla Foundation beschreibt sich als Non-Profit Organisation, die sich für Offenheit, Innovation und Teilhabe im Internet einsetzt.
- New America Foundation: Ein Think Tank und Institut, das viele Stipendien vergibt und ein breites Themenspektrum beackert. Google gehört zu den regelmäßigen Unterstützern, dem Board of Directors sitzt außerdem Eric Schmidt von Google vor, der 2011 gemeinsam mit seiner Frau über eine Millionen Dollar spendete.
Nun, keiner wird behaupten, dass die vielen fleißigen Mitarbeiter dieser Organisationen auf der Gehaltsliste von Google stehen und roboterhaft Texte aus Mountain View nachbeten. Es gibt viele Stimmen aus diesem Lager, die sich kritisch zu Fragen um Googles Umgang mit Anonymität und Datenschutz im Netz äußern. Immerhin ist selbst Evgeny Morozov ein Fellow der New America Foundation. Was Google mit den geturften Organisationen vielmehr gemein hat, ist das Mantra, das sie alle anstimmen: Urheberrechte behindern im Internet den freien Fluss von Informationen, hemmen Innovationen und bedrohen die Meinungsfreiheit. Denn die Durchsetzung von Urheberrechten, so dass Hohelied der Netzneutralität, ist nur mit allumfassender staatlicher Überwachung und Zensur zu haben.
Dass dieser Ohrenbluter auch in Deutschland im Endlos-Loop läuft, ist keine Überraschung. Zeit, dass man sich austauscht und voneinander lernt. Schaut auf dieses Bild:
Heilige WTF?-ness, sind das nicht einige der bekanntesten grünen SwagYoloHipster aus der IT-Versteher-Fraktion? Und in der Tat, von rechts nach links: Konstantin von Notz aus Münzmallorca, innen- und netzpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, außerdem Netzgemeinden-Klassensprecher Markus Beckedahl, Vorsitzender der Digitalen Gesellschaft, Gründer von netzpolitik.org und Public Project Lead bei Creative Commons Deutschland, sowie Jeanny Google Hofmann, eine der Direktorinnen des Humboldt Instituts für Internet und Gesellschaft. Und verdammte OMG!-ness, alle drei sprechen hier vor eben der New America Foundation. Moderiert wird das Panel von Gigi Sohn, Direktorin von Public Knowledge, in dessen Board of Directors der obligatorische ehemalige Google-Mitarbeiter sitzt. Gigi Sohn glaubt übrigens nicht, dass Urheberrechte eine längere Schutzfrist als 14 Jahre verdienen.
Um voneinander zu lernen und sich gegenseitig in der Mission für die gute Sache zu bestätigen, haben unsere grünen SwagYoloHipster letztes Jahr eine Klassenfahrt ins heilige Digitalien der unbegrenzten Möglichkeiten unternommen, veranstaltet von der den Grünen nahestehenden Heinrich-Böll-Stiftung, and you won’t fucking believe it: das Reiseprogramm bestand aus Besuchen bei exakt den Organisationen aus obiger Liste, mit dem krönenden Abschluss einer Audienz im Googleplex selber! (Reisebericht in diesem Podcast)
Awkward! Aber hey: wayne interessierts, wenn ein paar grüne Ottos im Silicon Valley amerikanischen Quellcode schnüffeln? Die Antwort ist: bist du Künstler, sollte es dich interessieren. Es sollte dich sogar brennend interessieren. Denn Netzpolitik ist auch Kulturpolitik. Die Netzpolitik entscheidet, wie du in Zukunft dein Geld verdienst. Die Netzpolitik entscheidet, wie in Zukunft mit deinen Werken umgegangen wird. Die Netzpolitik entscheidet, wie du dich in Zukunft mit anderen Künstlern gegen die Ausbeutung durch monopolistische Unternehmen wehren kannst. Wenn du das gestrahlt hast, dann wirf einen zweiten Blick auf die Grünen.
Für dich, wie für viele Künstler, waren die Grünen immer eine politische Heimat, und auch der Musikpartisane hat, seit er denken kann, immer grün gewählt. Vergessen wir mal, dass der grüne Minister Michael Vesper in NRW unter Rot-Grün von 1995 bis 2005 breitbeinig den Kulturbereich zusammengekürzt hat. Vergessen wir mal, dass die grüne baden-württembergische Ministerin Theresia Bauer ein paar Musikschulen zum Systemabsturz bringt, um das gewonnene Geld dann in irgendeine Studienberatung zu stecken. Vergessen wir mal, dass die Grünen die Neufassung des Urhebervertragsrechts 2002 mitgetragen haben, das nach massivem Druck von Verlegerseite zu Ungunsten der Urheber aufgeweicht wurde. Das wollen die Grünen jetzt im Sinne der Urheber wieder etwas aufpimpen, womit nur die bittere Pille versüßt werden soll, die du als Künstler zu schlucken hast: im Netz sind deine Rechte nicht durchsetztbar, komm klar damit!
Sinngemäß ist das genau, was Claudia Roths parlamentarischer Mitarbeiter Reinhard Olschanski während der internen Richtungskämpfe zwischen grünen Kulturpolitikern und Netzfreiheitskämpfern sagte: die Künstler müssen halt sehen, wo sie bleiben, die Grünen singen jetzt das Hohelied der Netzneutralität. Überhaupt Zornröschen Claudia Roth: weil sie ja mal als Groupie mit den Ton Steine Scherben zusammen gefrühstückt hat, ist sie in kulturpolitischen Fragen das grüne Gehirnkraftwerk. In ihrer Hand laufen die netzpolitischen Fäden der Grünen zusammen. Stubenpanzer Malte Spitz zum Beispiel, der die Wallfahrt ins amerikanische Graswurzelparadies organisiert und begleitet hat. Der zu verantworten hat, dass nach wie vor die gehirnamputierten GEMA-Thesen einer gewissen Zoe.Leela auf der Homepage der Grünen zu finden sind. Oder Konstantin von Notz aus Münzmallorca, der zum „Dauerärgernis GEMA“ meint, dass es „keine Denkverbote hinsichtlich eines Infragestellen des bestehenden gesetzlichen Rahmens für Verwertungsgesellschaften geben“ darf. Akk, armer Künstler, das mag dir ein Bild davon geben, wie du dich in Zukunft kollektiv organisieren darfst, wenn die grünen Nachwuchspolitiker erst die Staatssekretärsposten inne haben, von denen sie heute nachts so träumen.
Aber warte: die Grünen haben ja die Kulturflatrate! Das grüne Herz möchte die saftigen Wiesen der File-Sharing-Biotope abweiden, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Voila, hier ist es, unser Demetersiegel für schuldbefreites Saugen: die Fairness-Pauschale. Nur schade, dass ein von den Grünen in Auftrag gegebenes Gutachten die Kulturflatrate (pdf) als bürokratisch, ungerecht und nicht-verfassungskonform entlarvt. Aber das scheint bei den SwagYoloHipstern unter den grünen Netzpolitikern noch nicht ganz angekommen zu sein, die weiterhin davon schwadronieren, eine Kulturflatrate zu prüfen. Die Fairness-Pauschale ist immer noch auf den Webseiten der Grünen zu finden. Warte: wer macht eigentlich noch mal die IT bei den Grünen? Richtisch: Newthinking Communications, mitbegründet vom Netzgemeinden-Klassensprecher Markus Beckedahl. Dazu gehören die Seiten von Grüne-Berlin.de, Renate Künast, das grüne Content Management System und das grüne Mitglieder-Netzwerk Wurzelwerk. Newthinking Communications betreute auch den Online-Wahlkampf von Bündnis90/Grüne zur Abgeordnetenhauswahlen in Berlin 2011. Fair Enough.
Dass Markus Beckedahls Blog netzpolitik.org über Jahre hinweg in offener Feindseligkeit gegenüber Künstlern argumentiert hat, lieber Anon-Videos postet als Urhebern zuhört und die Kreativbranche immer wieder als einen unterkomplexen Haufen geldgeiler Säcke verzerrt – Schwamm drüber. Dass ihm als oberster Trollschützer in seinem Blog das Niveaulimbo der Kommentare irgendwann selber auf den Geist ging, ehrt ihn. Den Grünen müsste aber immerhin eines peinlich sein: das Niveaulimbo von Markus Beckedahls Ex-Freundin Julia Seeliger, die von 2006 bis 2008 im grünen Parteirat saß (beide sprechen hier und hier vor der Bundesdelegiertenkonferenz der Grünen 2009). Stressbombe Julia Seeliger, die auf der grünen Webseite prominent mit einem Appell „Schluss mit Frösche retten und ran an die Computer!“ vertreten ist, warf Beckedahl im Zuge der #Aufschrei-Debatte vor, sie vergewaltigt zu haben. Beckedahl wehrte sich gegen den Vorwurf zu Recht mit einem Anwalt – offensichtlich war Seeliger sauer, in der Penisparade von Beckedahls Digitalen Gesellschaft („einem Greenpeace für das Internet“) keine Aufnahme zu finden. Inzwischen soll sie aus den Grünen ausgetreten sein.
Was nicht heißt, dass das kulturpolitische Resthäufchen innerhalb der Grünen sich jetzt ausruhen kann. Für das Mobbing von Künstlern ist schließlich der Übertroll Tobias Schwarz aka Der Isarmatrose zuständig, der unter dem Zoe.Leela-Artikel auf der Grünen-Seite kritischen Urhebern zurief, „ dass hier Menschen ohne Positionen, vom Rand der Gesellschaft her, streiten.“ Yo yo, Künstler, die Aussenseitermeinung einer völlig unbedeutenden Musikerin zählt bei den Grünen mehr als die von Mitgliedern einer Verwertungsgesellschaft, die immerhin über 60000 Autoren vertritt. Der selbe Übertroll Tobias Schwarz, der übrigens auch zahllose grüne Twitter- und Facebook-Accounts bespielen darf, ist sich nicht zu schade, als Fellow für das von Google finanzierte Co:llaboratory zu arbeiten. Das Co:llaboratory ist nichts weiter als ein potemkinsches Dorf, mit dem die Meinung der digitalen Öffentlichkeit zu Gunsten Googles beeinflusst werden soll. Abschlussberichte werden autoritär und intransparent von einer Leitungsgruppe verfasst, aber als Multistakeholder-Prozess verkauft.
Der Ober-Babo unter den grünen Netzköpfen ist hingegen zweifelsohne Jeanette Hofmann aka Jeanny Google Hofmann, die ihr Career-Academic-Auskommen inzwischen als eine der Direktorinnen des Humboldt Instituts für Internet und Gesellschaft direkt von Google bezieht. Die grünen-nahe Heinrich-Böll-Stiftung unterstützt seit langem ihre Forschungen. Beim grünen Urheberkongress 2012 durfte sie – Küsschen links und Küsschen rechts von Claudia Roth und Renate Künast, man kennt sich – die bedeutungsschwere Frage stellen, ob es nicht auch künstlerische Bereiche gibt, in denen keine urheberrechtlichen Regelungen benötigt werden und Teilen nicht auch eine Alternative sein kann. Sie fragt nicht, was das Urheberrecht für Künstler tut, viel lieber fragt sie, ob wir es denn überhaupt so in der Form brauchen. Und die grüne Kongregation nickt busfahrerhaft.
Das, lieber Künstler, ist die grüne Hölle der IT-Versteher. Der Dezibel-Pegel der Shirky-Jarvis-Lessig-Anderson-Kelly-Folklore aus Kleinbloggershausen übertönt inzwischen jede moderate Stimme im grünen Outernet. Die plastifizierte Web2.0-Ideologie der Freiheit, Offenheit, Transparenz, Disruption und Demokratisierung im Cyberspace ist bei den Grünen bestens aufgehoben. Wen kümmert die Piratenpartei, die Revolutionsbesoffenheit der Netzgemeinde findet im moralischen Überlegenheitsgefühl des grünen Milieus ihre natürliche Heimat. Jede Kritik am Glaubensprogramm sich selbst promotender Netzevangelisten wird flugs als Ludditentum und regressive Ahnungslosigkeit von Internetausdruckern abgetan. Und das ist vielleicht der größte Selbstbetrug der Netzgemeinde: sich umstellt zu fühlen von anti-amerikanischen Technikverweigerern und konservativen Überwachungsfanatikern, die es einfach nicht rallen, wie geil das Internet ist. Dieser Strohmann ist inzwischen so groß und fett, dass er selbst den von Verwerterseite aufgebauten Strohmann der digitalen Umsonstkultur in den Schatten stellt.
Das besinnungslose Feuern auf diesen Strohmann hat vor allem eines hinterlassen: Entfremdung und Misstrauen. Picture this: es gab mal eine Zeit, da waren wir alle ein großer Treck auf dem Weg in Richtung Westen, den Planwagen vollgestopft mit utopischen Versprechungen einer besseren digitalen Welt. Ohne Major-Kommerz und Drecksverträgen mit schmierigen Labelbossen, mit grenzenloser Reichweite zu den Fans und unabhängigem Vertrieb. File Sharing war ein unschuldiger Spass – mein Gott, haben wir uns die Taschen vollgestopft. Nur irgendwann auf dem Weg ging uns die Euphorie verloren und anstelle der vagen Utopie trat Ernüchterung und Zweifel. Zweifel über neue strukturelle Ungerechtigkeiten und Abhängigkeiten, Zweifel an der Umdeutung von Musik in Information, Zweifel an der Denunziation von Künstlern als fleißige Fabrikanten von Bewusstseinsbrocken.
Einige Planwagen preschten jedoch besinnungslos weiter in Richtung des ersehnten Digitalien. Irgendwann nannte man sie einfach Netzgemeinde. Hier feierte man Peer-to-Peer-Netzwerke als ultimative Vertriebssysteme für Musiker, während wir hilflos dabei zusahen, wie Kim Schmitz sich die Taschen voll stopfte. Hier feierte man Rechtsprofessoren mit virtuosen Keynote-Präsentationen als Popstars, während wir vergeblich versuchten zu erklären, dass nicht alles in der Welt ein Remix ist. Hier feierte man die Proteste gegen ACTA als eine neue Form des digitalen Widerstands, während wir uns fragten, ob die Kids auf den Demonstrationen wirklich glaubten, Kochrezepte würden ab sofort urheberrechtlich geschützt. Dieser größte Erfolg der Netzgemeinde, die massenhafte Mobilisierung junger Menschen gegen ACTA, schreibt Sascha Lobo vor allem einem viralen Video der YouTube-Lords von Y-Titty zu, die darin geldgeile Bosse von Major-Labeln persiflieren. Ein Jahr später haben die Jungs von Y-Titty einen Deal mit dem größten aller Major-Labels, Universal Music, abgeschlossen, aber kein Schwein will mehr gegen das Leistungsschutzrecht für Presseverlage demonstrieren. Oder gegen die Datenschnüffelei von NSA und GCHQ.
Und warum? Weil das Friendly Fire der Netzgemeinde jahrelang auf die potentiellen Verbündeten, auf Künstler, Gewerkschafter und gemeinnützige Organisationen im eigenen links-liberalen Milieu niedergegangen ist. Weil die avantgardistische Überheblichkeit und das technische Besserwissertum der Netzgemeinde den Rest der Gesellschaft von ihr entfremdet hat (wer dafuq will auf eine Demo zu den Ludolfs von „Freiheit statt Angst„?). Weil die Netzgemeinde die Erosion des Privaten und den Tausch persönlicher Daten gegen kostenlose Online-Dienste so lange verharmlost hat, bis jegliches Skandalierungspotential aufgebraucht war. Weil sich Teile der Netzgemeinde gerne ein antikapitalistisches Mäntelchen umhängen, sich dann aber die digitalen Pflugscharen für den kommenden Aufstand von monopolistischen Netzgiganten wie Google schmieden lassen.
Jetzt fragst du dich also, ratloser Künstler, was du tun würdest, wenn am nächsten Sonntag Wahlen wären. Vielleicht solltest du dich fragen, was Google tun würde? Google würde grün wählen. Und Du?
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Nachtrag:
Lasst den Musikpartisanen eines klarstellen: Er hat nichts gegen Wikipedia. Ganz und gar nicht. Nur eines: Wikipedia erzeugt kein eigenes Wissen, keine selbstständige Forschung. Wikipedia ist vollständig abhängig von Inhalten, die außerhalb von Wikipedia von anderen Organisationen – Zeitungen, Universitäten, Online-Medien – generiert werden. Der Musikpartisane hat auch nichts gegen Creative Commons. Ganz und gar nicht. Er findet Creative Commons sogar gut. Nur eines: Creative Commons ist kein Modell, um professionelle Inhalte zu finanzieren. Das wird es nie sein. Der Versuch, Creative Commons Lizenzen auf professionelle Inhalte anzuwenden, wird die Verhandlungsposition von Urhebern schwächen und den Wert ihrer Werke untergraben. Der Musikpartisane hat auch nichts gegen Bürgerrechtsbewegungen für Datenschutz und Netzneutralität. Ganz und gar nicht. Nur eines: wer sich als Graswurzelwerker gegen die Kommerzialisierung des Netzes stellt, sollte tunlichst vermeiden, sich Geld von IT-Giganten zuschieben zu lassen.
Wähl Grün. Warum, nach diesen verbitterten Text ? Weil sich ein paar Leute quasi zerfleischt haben, um das, was Du beschriebst, nicht relevant werden zu lassen, denn zugegeben, vieles Stand auf Messern Schneide. Schaust Du Dir die aktuelle Richtung, jetzt nüchtern und ohne Frust an, dann wirst Du keine andere Partei finden, die den einzelnen Kreativen so sehr in der Auseinandersetzung mit Distributoren stärken will. Es ist schade, dass du nicht auf ein aktuelles Update hin geschrieben hast, denn spannender als olle Kamellen wäre Dein Einschätzung darüber gewesen, was Du von den aktuellen Verträgen der klassischen Verwertung hält, siehe Burda – Huffinston Post, oder Emi/Sony – Spotify etc. . Es sollte speziell Dir ein leichtes sein. Aber , klar ist Dein Bier, was Du wann schreibst. Dein Dich hochschätzender ADA
@ADA
Distribution – haha…eine wirklich feine Nebelkerze, um sich der Konfrontation mit dem primären und Thema ‚Rechte und der Durchsetzung im Netz‘ nicht wirklich aussetzen zu müssen. Lieber große Reden über die Ungerechtigkeit von Tarifverträgen schwingen ( und ja, die gibt es natürlich ), als fundamentale Arbeitsplatzsicherung zu betreiben ( ohne die braucht man irgendwann auch keine Tarifverträge mehr ). Keiner hat wirklich profunde Sach- und Branchenkenntnis in dieser Partei, das Einflüstererumfeld ist komplett verstrahlt, aber es klingt schon schick, einfach mal für bessere Verträge für die Künstler zu sein.
Die Grünen im Windkanal auf geringstmöglichen Widerstand in der Netzgemeinde getrimmt.
Blendwerk, Populismus, Feigheit. Peinlich, wenn man’s erstmal begriffen hat.
[…] https://dermusikpartisane.wordpress.com/2013/09/19/google-wurde-grun-wahlen-und-du/ […]
Lieber Musikpartisane,
diesmal haben Sie mich mit Ihrem Beitrag enttäuscht.
Denn einige Ihrer Aussagen sind falsch und verzerrt dargestellt. Das möchte ich hiermit richtigstellen und Ihnen auch erklären, warum Google garantiert nicht die Grünen wählen würde: Abgesehen von massiver Kritik beispielsweise seitens Mitgliedern der grünen Bundestags-und Europafraktion z.B. an der mangelnden Suchneutralität und an Google-Street-View etc. wird uns Google spätestens seit der Snowden-Enthüllungen nicht mehr wohlgesonnen sein: Denn wir wollen verhindern, dass Unternehmen wie Google und Co zukünftig unsere persönlichen Daten ohne weiteres an die NSA weitergeben können. Und dass sich Google in Deutschland und anderen Ländern um die Steuern herum drücken kann, gefällt uns Grünen auch überhaupt nicht.
Jetzt zu einigen anderen Punkten Ihres Beitrags:
• Eine Umsetzung der Kulturflatrate in absehbarer Zeit wurde von der Bundestagsfraktion auf Grundlage des von Ihnen erwähnten Gutachtens ausgeschlossen, das steht so auch in unserer Einschätzung der Ergebnisse des von uns in Auftrag gegebenen Gutachtens auf der Homepage der Bundestagsfraktion:
http://www.gruene-bundestag.de/themen/medien/gutachten-zu-pauschalverguetungsmodellen_ID_4387684.html
• Zu Claudia Roth: Claudia Roth hat in ihrer Rede auf unserem Parteitag zur Verabschiedung des Bundestagswahlprogramms ausdrücklich betont, dass wir uns für die Rechte von Urheberinnen und Urheber einsetzen. Wer unser Wahlprogramm zur Netz-und Kulturpolitik liest, wird diese Aussage bestätigt finden.
• Nächster Punkt: Theresia Bauer und die Musikhochschulen in Baden Württemberg. Innerhalb der grünen Partei ebenso wie in Teilen der Bundestagsfraktion haben die Umstrukturierungspläne der Grünen Regierung in Baden-Württemberg gleichermaßen Unverständnis und Widerstand ausgelöst wie in der Kulturszene. Auch ich habe diesbezüglich Gespräche geführt mit den Grünen in Baden-Württemberg und mich auch öffentlich kritisch geäußert gegen die geplanten Reformen. Mittlerweile hat sich Ministerpräsident Kretschmann von den Plänen distanziert und Fehler eingeräumt: http://www.swr.de/landesschau-aktuell/bw/musikhochschulen-fehler-kretschmann/-/id=1622/nid=1622/did=12031454/4f7j7j/
Offensichtlich sind Sie diesbezüglich nicht auf dem aktuellen Stand, denn die Umstrukturierung der Musikhochschulen in Baden-Württemberg wird nochmal neu verhandelt werden – unter Einbeziehung aller Beteiligten.
Lieber Musikpartisane, liebe Künstlerinnen und Künstler,
neben der Netzpolitik und der grünen Kulturpolitik gibt es bekanntlich noch viele andere politische Bereiche, die entscheidend sind für unsere Zukunft und am Sonntag zur Wahl stehen: Das Gelingen der Energiewende mit bezahlbaren Preisen; Klima- und Umweltschutz ebenso wie der Tierschutz; Konzepte für eine sozialere und solidarischere Gesellschaft; den menschenwürdigen Umgang mit Menschen, die bei uns Schutz suchen; die Gleichstellung von Frauen, eine Familienpolitik, die Kinder besser fördert und die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglicht; die Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften …
Es gibt viele Gründe, warum ich uns Grüne für die einzige Partei halte, die im Fall einer Regierungsbeteiligung einen echten Politikwechsel ermöglichen kann. Weil wir Visionen haben und den Mut zur Veränderung. Und wenn Euch die Grüne Politik genauso am Herzen liegt wie dem Musikpartisanen, der „seit er denken kann, immer grün gewählt“ hat, dann solltet ihr am Sonntag mit Zweitstimme Grün wählen.
Und: Wenn ihr weiterhin eine starke grüne kulturpolitische und für einige digitale Mediengiganten unbequeme Stimme wollt im Deutschen Bundestag, dann erst recht!
Agnes Krumwiede, MdB, kulturpolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen
P.S. Wer sich über die umfassenden kulturpolitischen Initiativen der Grünen Bundestagsfraktion informieren möchte, findet dazu Infos auf meiner Homepage.
Besonders empfehlenswert unser Maßnahmenpaket zur Verbesserung der sozialen und wirtschaftlichen Lage von Künstlerinnen und Künstlern, das übrigens weit hinaus geht über entsprechende Forderungen beispielsweise der SPD:
http://www.agnes-krumwiede.de/kulturpolitik/soziale-lage/artikel/3dfb18dad769ee304698e52b434dd418/brotlose-kunst-1.html
Empfehlenswert auch die gemeinsame Stellungnahme von Markus Kurth, MdB, und mir zum Erhalt der Künstlersozialkasse:
http://www.agnes-krumwiede.de/kulturpolitik/soziale-lage/artikel/d2d2528845b7b3e9d20f04625b1e7b15/stellungnahme-zur-kuenstlersozialkas.html
Und allen, die sich speziell für meine Einschätzung des Agierens von Google beim Datenschutz und beim Urheberrechtsschutz interessieren, empfehle ich meine Rede beim Freisinger Kulturempfang vom 12.07.2013
http://www.agnes-krumwiede.de/startseite/artikel/63a435828721c0f11f221fe1d20ab65c/rede-anlaesslich-des-kulturempfangs.html
Gut möglich, dass Creative Commons lediglich der Propaganda dient um das Urheberrecht/Copyright zu verunglimpfen:
Unlesbar. Schlechteren Schreibstil habe ich selten gesehen.
[…] Google würde grün wählen. Und Du? | Der Musikpartisane. […]
Speaking in New York, at an event hosted by the New America Foundation, Schmidt said it was time for a public debate about the nature of the surveillance activities carried out by the National Security Agency (NSA). But he also said that spying was a fact of modern life.
„There’s been spying for years, there’s been surveillance for years, and so forth, I’m not going to pass judgement on that, it’s the nature of our society,“ he said.
http://www.theguardian.com/world/2013/sep/13/eric-schmidt-google-nsa-surveillance
Stimmt schon, die Grünen haben das Motto „Marsch durch die Institutionen“ pervertiert. Da gehts nur noch um Machterhalt und Wählerstimmen, sprich: um den Willen der Mehrheit.
Die Mehrheit will heutzutage aber alles kostenlos – nicht, weil es sinnvoll oder moralisch gerechtfertigt wäre, sondern einfach, weil es aufgrund technischen Fortschrittes schlicht und ergreifend möglich ist. D.h.: wenn man ein Musikstück kopieren kann, dann ist es auch OK, es zu tun. Soweit zumindest die Massendenke.
Dabei ist das einzigartige, eigensinnige, seltsame, unterschiedliche, verquere doch genau das Instrument, das den Menschen davor bewahrt, zur Zahl in einer Gnuherde zu werden, die in den Abgrund galoppiert. So etwas wie Wikipedia bezieht seinen Reiz durch seine schiere Masse und es hat in diesem Rahmen auch eine gewisse Funktionalität. Aber es ist eben nicht gefeit vor der größten Gefahr menschlicher Denke: dem Massendiktat. So finden sich auf der Wikipedia immer wieder haarsträubende urban Legends, weshalb diese in wissenschaftlichen Arbeiten auch nichtzitiert werden darf.
In diesen Kontext ist die Urhebeerrechtsdiskussion eingelagert. Da geht es vordergründig um die Rechte an dreiinhalb Minuten komprimierter Audio-Daten, tatsächlich aber steht hier eine der wichtigsten Errungenschaften der Menschheit am Pranger der Masse: die Originalität und der Eigensinn eines Werkes, das auf diese Weise nur durch eine einzigen Person – dessen Autor nämlich – geschaffen werden kann.
Wenn wir diesen geistigen Fortschritt („jeder Mensch ist etwas Besonderes“) einfach so über Bord werfen, können wir demnächst Namen abschaffen, denn eigentlich ist jeder Mensch zusammengesetzt aus den gleichen Bestandteilen – ganz analog zu dem Irrglauben der Piraten, jedes Musikstück sei nichts anderes als aus bereits bestehenden Bestandteilen neu zusammengesetztes austauschbares Stück Geräusch.
Dazu noch ein kleines Video zur Wahl, denn mir ist aufgefallen, dass die alle (ganz besonders Herr Trittin) eigentlich nur von einer Sache reden: Geld.
Liebe Agnes Krumwiede,
eine Rückfrage habe ich noch an Ihre Kollegen aus der netzpolitischen Ecke: Wenn man ein informationsbasiertes Rechtsgut wie Urheberrechte im Netz nicht verhältnismäßig durchsetzen kann, wie es ja grundlegende Prämisse der Kulturflatrate war/ist, wieso sollte man dann Datenschutzrecht im Internet verhältnismäßig durchsetzen können? Oder Jugendmedienschutz? Oder Persönlichkeitsrechte allgemein? Diese Rechtsgüter haben mehr miteinander gemein, als auf den ersten Blick offenbar wird. Das Urheberrecht könnte auch „Grundrecht auf inhaltlich-urheberrechtliche Selbstbestimmung“ heißen, schließlich geht es um die Selbstbestimmung des Urhebers die Spielregeln für seine Inhalte selbst festlegen zu können, genau wie beim „Grundrecht auf Informationelle Selbstbestimung“.
Hier wird ein Grundrecht, nämlich das Recht auf Eigentum von den Grünen seit JAHREN nachrangiger behandelt als andere Grundrechte. Die Logiklücke, wieso man Urheberreche zugunsten einer Kulturflatrate „verklappen“ soll, aber zeitgleich Datenschutz sichern könne, vermochte mir bisher NIEMAND erklären. Es zeigt lediglich, dass Grüne Netzpolitik auch nach Jahren der Irrlichterns immer noch eine schlichte Projektionsfläche für netzaktivistische Ideologien ist, die lediglich die feuchten Träume von Google und einer Netzaktivistenszene bedient. Erst mit der Snwodendebatte realisiert letztere, dass die Interessen doch nicht ganz s o eineindeutig sind, wie man in den letzten 6-8 Jahren glaubte. Leider denkt man diesen abzeichnenden Interessenkonflikt nicht wirklich zuende. denn wenn man Datenschutz durchsetzen kann, so kann man auch Urheberrechte durchsetzen. die wollen aber die Grünen nach wie vor gegen eine „vergüten nicht bestrafen“-Logik abschleifen, Und irgendwie hat sich die Schwarz-Auf-Weiss Absage durch das Kulturflatrate-Gutachten immer noch nicht herumgesprochen, denn grüne Netzpolitiker laufen mit diesem Wahlversprechen immer noch herum, schließlich sind hier noch ein paar irrlichternde Piraten-Wählerstimmen einzufangen.
Dass die grünen Kulturpolitiker im Infight den Netz- und Medienpolitikern hoffnungslog unterlegen sind ist leider offenbar. Aber der Bereich „Kultur“ ist mal eben zu wichtig, um ihn zugunsten von plus 1,5% Stimmanteil zu opfern. Genau diese Richtungsbestimmung hat die grüne Partei, allen voran Claudia Roth und mittlerweile auch Renate Künast vorgenommen: Wir tun so, als seinen wir freunde der Urheber, in Wirklichkeit demontieren wir aber die ökonomische Basis, auf der die meisten von Ihnen stehen.
Last not least: Es mögen im Klassikbereich ja einige Uhren anders gehen, als in andere Musikszenen, aber wenn sie glauben, sie würden den Künstlern ein besseres Auskommen sichern, indem Sie sie zugunsten einer bereits darbenden Kreativwirtschaftsbranche weiter privilegieren, dann gehen sie da fehl. Das *eigentliche* Machtgefälle besteht nicht zwischen Künstlern und Verwertern, wie häufig behauptet, sondern zwischen den Anbietern von Netz-Infrastrukturen und der gesamten Inhaltebranche.
Das kann man auch hier nachlesen:
http://www.ft.com/intl/cms/s/0/52286386-093b-11e2-a5a9-00144feabdc0.html?siteedition=intl
„The problem with the internet is it has provided jobs for relatively few people – Google has only 33,000 full-time employees. Furthermore, the financial gains from technology are unevenly distributed. The internet has produced a handful of 20-something billionaires but this does not move the needle when it comes to median household income, which has been stagnant for decades.“
Insofern hat der Musikpartisane durchaus recht, mit seinem Kernvorwurf, und sie haben (leider) Unrecht mit ihrem Ansatz. Diese Umbrüche haben viele Künstler mittlerweile registriert, und lassen sich (glücklicherweise) nicht mehr so einfach gegen ihre Verwerter ausspielen. Insofern zielt auch die grüne Kulturpolitik teilweise an den wirklichen Erfordernissen vorbei.
MfG,
SH
Auf der Website der Grünen kann man übrigens Fragen stellen und erhält tatsächlich innerhalb weniger Stunden eine Antwort. Auf die Frage, ob sie die Dauer des Urheberrechtsschutzes tatsächlich verkürzen möchten, antwortete man:
„In unserem Programm steht die Forderung nach einer Verkürzung der Dauer des Urheberrechts nicht. Allerdings wollen wir das Urheberrecht reformieren, um einen fairen Interessenausgleich zwischen UrheberInnen und NutzerInnen zu bewirken. In der öffentlichen Diskussion wird das Urheberrecht oft als alleinige Voraussetzung gesehen, eine angemessene Vergütung der UrheberInnen durch die NutzerInnen sicherzustellen. Dies ignoriert, dass es noch eine dritte Interessengruppe in Form der Rechteverwerter gibt, bei der der größte Teil der Einkünfte verbleibt (bei Musik-CDs erhalten KünstlerInnen und UrheberInnen beispielsweise zusammen nur etwa 15% der Einkünfte). Wir wollen daher neben dem Urheberrecht auch das Urhebervertragsrecht reformieren, das die Rechtsbeziehungen zwischen UrheberIn und Rechteverwerter regelt. Dieses Recht soll so umgestaltet werden, das die UrheberIn ausreichend gut informiert ist und eine ausreichende Verhandlungsmacht hat, um sich einen angemessenen Anteil am Erlös aus der Vermarktung ihrer Werke zu sichern.“
Im vergleich: CDU und LINKE (interessante gemeinsame Schnittmenge!) wollen das Urheberrecht stärken. Anbei die Position der Linken von deren Website:
Die Rechte der Urheberinnen und Urheber gegenüber den Verwertungsunternehmen wollen wir stärken. DIE LINKE setzt sich für ein Verbot von Verträgen ein, bei denen sämtliche Nutzungsrechte an Werken ohne räumliche und zeitliche Begrenzung gegen ein fixes Honorar an Verwerter abgetreten werden (Total-Buy-Out). Wir setzen uns dafür ein, dass für möglichst alle Gruppen von Urheberinnen und Urhebern verbindliche Vergütungsregeln bzw. Urhebertarifverträge vereinbart werden. Wir wollen, dass die Leistungen professionell schöpferisch Tätiger angemessen vergütet werden und zugleich einen Ausgleich finden, damit nichtkommerzielle Nutzung und kreative Weiterverarbeitung möglichst wenig eingeschränkt werden. In diesem Sinne wollen wir das Urheberrecht für das Internetzeitalter weiterentwickeln.
Denn sie wissen nicht was sie tun….
Man möchte den Grünen nur zu gern mal Margen und Wertschöpfung näherbringen, denn sie scheinen es nicht zu kennen. Und weil das so ist, kommen da solche Aussagen (..nur 15%…) Die Frage ist immer von was. Und je weiter man die Kalkulation und die Stufen hinunterklettert, desto größer wird dieser Anteil. Zauberei? Nein einfache Mathematik.
Warum steht eigentlich unter dem Titel der Seite „Wir sind nicht anonym“? Ganz offensichtlich sind die Texte hier anonym verfasst. Oder glaubt da einer ein ganz ein großes, quasi das einzig gültige, ungewählte Sprachrohr ALLER Musiker zu sein?
Weil es sich auf einen Slogan von Anonymus bezieht.
Hat nichts mit Sprachrohr zu tun.